Was vorher geschah.
Mit dem Jahr 2018 ist das Projekt "Der Mensch in der Zeit" zu einer guten Lektüre gereift. Hier kannst du nachlesen, wie es mir in den Jahren von 2013 - 2018 ging. Mein Fahrplan aus der Depression zu Glück und Gesundheit, zu inneren Frieden und Liebe.

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November · Erfahrung · Träume werden wahr

Ein neuer Tag begann schon lange bevor ich erwachte. Denn ich war noch gefangen in der Nacht, in der ich diese Geschichte träumte.
Ein sehr alter Geschichtslehrer hatte sein Leben damit verbracht, seinen Schülern neben dem Lehrplan auch Geschichten zu erzählen, die er von seinem Vater und der wiederum von seinem und so weiter, gehört hatte. Denn ein jeder in seiner Familie war, so lange er es zurückverfolgen konnte, immer Lehrer gewesen. Sogar schon in einer Zeit, als es noch keine Lehrer gab.
Einer seiner Vorfahren war beim König zu Hofe wohnhaft und in Kost und Logis gewesen. Ihm war es gelungen, den König ein bisschen für sich zu gewinnen, denn er konnte ganz wunderbare Geschichten erzählen. Dem König gefiel der angenehme Klang und die beruhigende Art und Weise, wie er seine Geschichten vortrug. Meist begann der König schon morgens den Erzähler auszurufen. Alle an seinem Hofe mussten sich versammeln und zuhören. Alle hatten ihren Spaß dabei, weil der König den Sinn der Geschichten sehr oft nicht wirklich verstand, das königliche Gefolge aber sehr wohl. Die Stimmung wurde schon am Morgen für alle Beteiligten sehr erfrischend. Das Tagwerk konnte beginnen.
Es war also kein großes Wunder, dass der alte Lehrer seinen Schülern aus dem großen Topf der Geschichten einen ordentlichen Teller voll auftischte. Die Schüler freuten sich schon auf das kleine Ritual der Erzählung. Eine gute Gelegenheit, dem Zahlenwerk und der langen Liste vergangener Helden für kurze Zeit zu entfliehen.
An eine Geschichte erinnerte sich der alte Lehrer in letzter Zeit eigenartiger Weise sehr oft. Sie erschien ihm als unhöflich, weil sie immerzu seinen alltäglichen Gedanken in die Quere kam.
Willst du sie hören? · Na dann, ließ weiter.
In dieser Zeit, als der Geschichtenerzähler am Hofe lebte, gab es einen Mann, der hatte seine Frau schon lange verloren. Sie starb bei der Geburt des jüngsten Sohnes. Der Mann sorgte sich liebevoll um seine drei Kinder, bis sie eines nach dem anderen das Haus verließen und ihrem Weg folgten. Immer vor dem Wintereinzug ordnete der Mann, so allein wie er nun war, seine Vorräte.
In diesem Jahr war alles gut gegangen, und seine Kammer war reichlich mit Speisen gefüllt. Da er schon in die Jahre gekommen war, gönnte er sich am Abend gelegentlich einen Becher Brandwein. Dabei hielt er in seinem bequemen Sessel Rückschau auf sein Leben und gedachte nur der guten Stunden. So schlief er in der Nacht wohlig, wobei er in seinen Träumen seine drei Kinder besuchte, sich mit ihnen auf einer sommerlichen Wiese tummelte.
Diese, für ihn wichtigen Träume, waren in Zukunft gefährdet. Denn er erblickte neben den Speisen nur eine letzte Flasche Brandwein. Er musste sich darum kümmern. Also ging er zum Küchenschrank, in dem er sein Geld aufbewahrte und fand darin nur einen Taler(sagen wir mal ca. 20 €).
Wenn er nun auf den Markt ging, um Brandwein für einen Taler zu kaufen, hätte er vier Flaschen. Er hatte im vorigen Winter acht Flaschen gehabt, und die haben aufgrund des langen und harten Winters gerade so ausgereicht. Er hoffte auf einen kurzen und milden Winter, war sich aber nicht sicher.
Auf dem Weg zum Markt begegnete er einem Bauern mit seinem von Lasten geplagten Karren. Sein Muli war ihm schon verstorben und so musste der Bauer seinen Karren alleine ziehen. Der Bauer und der Mann hatten nun denselben Weg. Sie freuten sich auf ihre Geschäfte. Sie verstanden einander sofort, waren im Gespräch vertieft, ohne großartig auf ihren Weg zu achten.
Als beide ihren Grund für den Marktbesuch ausgetauscht hatten, welcher Art Geschäfte sie auf dem Mark zu erledigen gedachten, trat einen Moment Stille ein.
Da hatten sie eine Idee. Sie hielten inne und sprachen wie aus einem Munde über ihr Projekt.
Der Bauer wollte seine Ladung Kartoffeln verkaufen, um vom Erlös Brandwein für die Winterzeit zu erwerben.
Was unser Mann wollte, brauche ich nicht mehr zu erwähnen. Da dachte der Mann an die Gerätschaft in seiner Scheune, die er von seinem Vater übernommen hatte. Ja, als er noch jung war, hatte er oft zugesehen und mitgeholfen den Brandwein abzufüllen.
Auch der Bauer erinnerte sich an seine Zeit und daran, dass früher auf seinem Hof vieles, was man zum Leben benötigte, selber hergestellt wurde. Es ging gar nicht anders, denn so viel Geld wie heute gab es noch nicht.
Sie taten sich zusammen, kehrten um und fuhren gemeinsam zur Scheune des Mannes, wo die Gerätschaften schlummerten. Bald war alles aufgebaut. Das Werk konnte beginnen. Noch bevor der Abend einsetzte, war alles erledigt.
Aus den Kartoffeln wurden 16 Flaschen Brandwein. Der Bauer bekam 8 Flaschen und der Mann erhielt die anderen 8 Flaschen als Dank für seine Hilfe. Beide waren zufrieden. Der Bauer machte sich auf den Weg, um noch vor der Nacht zu Hause zu sein. Natürlich nicht ohne sich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr zu verabreden. Darauf freuten sich beide schon jetzt.
Es kam die Nacht und bald der Winter. Eines Abends trank der Mann seinen ersten Becher von der Sorte, die er mit dem Bauer zusammen gemacht hatte. Seltsam, dachte er bei sich. Er schmeckt so angenehm, so klar. Es war ein wohltuender Trank, der sein Herz erwärmte. Da fiel ihm der Taler ein. Den hatte er wieder in seinen Küchenschrank gelegt und bisher nicht gebraucht. In die Hand genommen, fühlte sich der Taler kalt und hart an.
Er trank noch seinen Becher bis zum Boden aus und legte sich zu Bett. Seltsam, dachte er.


2014
MITEINANDER

Auch in diesem Jahr habe ich mir vorgenommen, meine monatlichen Gedanken zu den Themen aus dem Paulo Coelho Buch-Kalender 2014 Miteinander hier niederzuschreiben.

Hauptseite Gedanken - das Original ↗


Eigene Texte zum Paulo Coelho Kalender 2014
    Miteinander
  • MITEINANDER - EIN HERZ - EINE ERDE
  • In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in einer Verbindung mit dem Ganzen steht.
    (Johann Wolfgang von Goethe)
Eine Erde
Die Maibaumkrone in der Sonne jüngst so verblaste,
im Trommelklang der alten Märsche Worte,
die Fahnen hängen nur noch schlapp am Maste,
das Kopfsteinpflaster scheinbar fest am Orte.
Da bin ich in der neuen Zeit,
die Lunge atmet Luft so klar und rein,
das Auge schaut den Weg so breit,
hier bin ich Gott, hier darf ich sein.
Ah, so geht das.
„Nur der wird geliebt und geachtet, der sich selber liebt und achtet. Versuche nie, allen zu gefallen, oder du wirst die Achtung aller verlieren.“
Paulo Coelho: Die Schriften von Accra





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